Zuhause ist es doch am schönsten. Da darf man sich gerne auch mal wie ein Schwein benehmen, ohne dass es jemanden gleich stört. Ganz gleich, ob da das Geschirr nicht immer proper-sauber glänzt und man zwei mal von der selben Gabel isst oder aber der Partner mal wieder eine aufs Maul gehauen bekommt, weil er, (na gut, dann doch meistens sie) den Fernseher mit ihren lästigen Telefongesprächen übertönt. Es muss ja keiner wissen…
Und wenn dann einmal Besuch kommt, weil man ja doch so gerne feiern tut und das allein irgendwie nicht so zündet und auch irgendwie keinen Spaß macht, dann wird schnell ein bisschen aufgeräumt und man zeigt sich von der guten oder zumindest von der anderen, der sauberen Seite. Plötzlich heißts wieder Mozartkugeln. Und alle sind stolz auf das etwas knittrige Bildchen mit dem weißperückten Komponisten drauf. So einen gibts halt leider nur einmal. Was die Kugeln anbelangt, so gibts von denen deutlich mehr. Mindestens so viele, wie die ganzen Pferdeäpfel, die den Stephansplatz umfrieden. Und der ist plus, minus so groß wie ganz Österreich. Das ist und bleibt halt das Feigenblatt der Stadt Wien. Auffallen tuts dann auch nicht so wirklich, weil is´ja eh alles braun hier. Gestört hats auch noch niemanden. Wenn jeden Tag der Platz von neuem kräftig zugeschissen wird, gewöhnt sich mensch ganz einfach dran. Und dann scheiß drauf…
Wichtig ist, das dem Gast ein saftiges Wienerschnitzel kredenzt wird. Vom Schwein, versteht sich. Und ordentlich Beiwerk dazu: Ein bierzeltüberdeckter Rathausplatz, wo Helles um vier Euro gezapft wird. Ganz so als wärs aus Gold, nur täuscht das Etikett mal wieder über den maroden Inhalt hinweg. Und das will man ja schleißlich, wenn man Bier trinkt. Sich ein bisschen täuschen lassen. Dann ist die Welt plötzlich wieder heil in Ordnung. Und die Ringstrasse glänzt hübsch gestylt – ganz im Wiener Charme. Dem kann keiner widerstehen. Und wers wagt, wird prompt vom Platz verwiesen. So ist das in EM Stimmung. Da freut man sich betulichst übers EU-Europapa, auch wenn man eigentlich die Krone bedeutend lieber mag. So zumindest die landläufige Meinung. Betont monarchisch. Wer stenkert und schupft, der darf erst gar nicht rein, ins schöne Österreich. Höchstens eine handvoll Jugosklaven. Fröhlich intrikiert. Immerhin.
Der Gast hat sich dann aber auch brav an die Spielregeln zu halten. Vor allem die, die nicht nur wegen Fiacker und Sachertorte kommen. Das muss einmal gesagt werden. Hier wird nicht getürkt. Keine dunklen Machenschaften bitte. Die gehörn nicht hierher. Das solln alle schön bei sich zu Hause machen, im schmucken Hobbyraum, wo mans sichs recht gemütlich machen kann. Solche Flächen müssen schließlich genutzt werden, Freiraum pur. Hauptsache ein paar Blümchen und Hecken davor. Schaut doch gleich viel schöner aus. Burggartenflair – everywhere. Und den Burggarten, den haben alle gern. Aber am meisten das Theater. Da fährt man Kulissen auf. Drinnen wie draußen – vor dem Rathausplatz. Da steigt der Ball, da schießen die Kugeln ins Tor. Also macht euch auf den Weg.
In diesem Sinne: Allen ein frohes Fußballern