Später Nachmittag in einem Verhörzimmer. Der zuständige Untersuchungsrichter I. verhört zum wiederholten Male den vierzehnjährigen, Paul A., der nach eigenen Angaben seinen Vater getötet und seine Mutter schwer verletzt haben soll. Der Leiche wurde man in einer Wäschekiste fündig, wo auch die Mutter lag. Der Junge zeigt sich phlegmatisch, abwesend und maulfaul gegenüber den Fragen des Untersuchungsrichters.
Untersuchungsrichter I. (schiebt dem Jungen ein Glas Wasser hin): Nehmen Sie einen Schluck junger Mann. Sie sehen fertig aus.
Paul (mit geschwollenem Gesicht): Ich weiß.
I: In meinem Bericht steht…
Paul: In Ihrem?
I: Nun, junger Mann es sieht nicht gut für Sie aus….
Paul: Ich weiß.
I.: …aber ich bin gewillt mich für Sie einzusetzen, Ihnen das Strafmaß zu lockern. Es muss für Sie noch nicht zu Ende sein, wenn Sie mit mir zusammenarbeiten. Do ut des, junger Mann. Also fangen wir noch einmal von vorne an. Sie standen im Arbeitszimmer Ihres Vaters und spielten mit seinem Revolver, nachdem Sie an sich selber herumgespielt hatten. Sie haben die Waffe geladen und Sie haben Sie an Ihre Schläfe gehalten.
Paul: Ich weiß. Das mach´ ich gelegentlich…
I.: Warum?
Paul: Ich weiß nicht. Einfach so. Aber das hatten wir doch schon alles. Ich habe Ihnen und Ihren Kollegen bereits alles gesagt.
(schüttelt verzweifelt den Kopf) Verstehe. Sie wollen also nicht mit mir zusammenarbeiten. Sie wollen ganz einfach nicht. Genauso wie Sie behaupten das alles allein gemacht zu haben. (ironisch, aber fast schon freundlich, kumpelhaft) Sie haben die schlaffen, leblosen Körper Ihrer Eltern also ganz alleine aus dem Arbeitszimmer ins Bad geschliffen und dort im Handumdrehen in die Waschkiste gehoben. Alles klar. Ein Kinderspiel. Der Untersuchungsrichter nimmt ständig die Brille ab und setzt sie sich wieder auf, spielt nervös mit der Fassung und geht dabei zerstreut durch den Raum. Immer wieder tritt er an den Jungen heran und beugt sich zu ihm runter. Er wirkt erstaunt, ganz so als könnte er nicht glauben was er da sieht.
Paul schweigt vor sich hin. Sein Blick ist völlig erstarrt.
I. Bitte helfen Sie mir Paul. Gehen sie noch einmal mit mir zurück in das Arbeitszimmer Ihres Vaters.
Paul sieht den Untersuchungsrichter zwar an, hüllt sich aber weiterhin in schweigen.
I. (wie im Selbstgespräch, seine Fragen hören sich zunehmend wie Antworten an): Ihr Vater betritt nun das Zimmer und sieht Sie mit seiner Waffe, richtig? Er geht erbost auf Sie zu und straft ihr Verhalten mit einem Schlag ins Gesicht. Anschließend feuern Sie einen Schuss auf Ihn ab. Hatten Sie die Waffe geladen, Paul?! Sie hatten die Patronen in die Trommel gelegt!? Sie waren überzeugt die Waffe zu benutzen. War es nicht so, Paul?
Paul schweigt zwar immer noch, sein Gesichtsausdruck verändert sich jedoch erkennbar. Er sieht wütend aus. Sein Körper gerät nach und nach in Erregung.
I. Sie hatten beschlossen jemanden das Leben zu nehmen. Als Sie im Bad vor dem Spiegel standen. Wen hatten Sie die Absicht zu töten? Dachten Sie an Ihren Vater? Nein, Sie dachten an die Nachbarin. Sie wollten ein letztes Vergnügen, sich selbst befriedigen. Oder sollte ich lieber sagen, einen Frieden mit sich selbst finden.
Paul (aufbrausend): Halten Sie ihr Maul!
I. Sagen Sie es doch. Nur heraus damit! Erlösen Sie sich Ihrer Schuld! Sie wollten sich umbringen. Aber Sie brachten es nicht fertig. Stattdessen haben Sie Ihren Zorn auf Ihren Vater und Ihre Mutter entladen. Sie, die ja Schuld an Ihrem Leben hatten. Hat es sich nicht so zugetragen, Paul? Aber es ist jetzt nicht die Schuld Ihrer Eltern, denn Ihre!
Der Untersuchungsrichter zeigt mit dem Finger auf Paul. Der Junge springt explosiv vom Stuhl, packt den Untersuchungsrichter am Kragen und schlägt ihn mit der Faust ins Gesicht. Der Mann bricht daraufhin taumelnd zusammen. Im selben Moment strömen vier Uniformierte in das Verhörzimmer. Zwei davon führen den Halbstarken ab, die anderen bringen den Untersuchungsrichter in sein Büro, wo er dann sehr viel später, erst gegen Mitternacht erwacht.