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Fortsetzung Projekt Comic: Politik und Kunst

von am 19.05.2011 10:33, Rubrik philosophisches-politisches

Ai Weiwei ist vom chinesischen Staat entfernt worden. Roger Buergel (Ausstellungsmacher der Ai Weiwei zur Documenta 2007 einlud) erklärt warum die schwache Reaktion darauf den europäischen Kunstschaffenden kein gutes Zeugnis ausstellt.


Frage: Sie haben nach der Festnahme eine Protestaktion mitinitiiert. […] Der Rest des Kunstbetriebs wirkt auffällig still.
Buergel: Ich glaube, daß die meisten froh sind, Ai Weiwei los zu sein.
Frage: Warum?
Buergel: Ai Weiwei ist der Brückenschlag zwischen Kunst und Politik gelungen, im Grunde hat nur er das in den vergangenen Jahren geschafft, er hat da ein Monopol.
Frage: Ist die westliche Künstlerschaft neidisch auf seinen Erfolg?
Buergel: Nicht direkt, es gibt aber ein unglaubliches Ressentiment. Die jungen Künstler im Westen produzieren nichts anderes als Fußnoten zur Kunstgeschichte, und dann taucht ein Künstler aus China auf, der an alles anders herangeht und 98 Prozent der KUnstwelt sehr, sehr alt aussehen lässt. […] Es ist etwas Tieferes, Fieseres [als Neid].

(Quelle: Der Spiegel Nr.19/2011)

Man könnte darüber nachdenken, das Kunst zwar im Auge des Betrachters liegt, dass aber Kunst die sowohl Moralisten als auch Zyniker vom Platz vertreibt eine kritische Pointe hat, die dann zwangsweise aufs Politische gehen muss. Die Ambitionslosigkeit der Kunst resultiert nicht nur an der Ausrichtung am Tauschverhältnis, sondern auch am desinteressierten Habitus des politisch wenig bedrohten Individuums.


Kommentare

Oder des sich politisch nicht bedroht fühlenden Individuums!

Ana · 19.05.2011 11:01 · #

Oder das Resultat einer Ambition, die sich in der Selbstdarstellung erschöpft.

Man muss allerdings auch sagen, dass es schwer ist im Westen politisch aufrührerische (bildende) Kunst zu machen. Hier hat man nämlich das perfekte Gegenmittel gefunden: Den Künstler. Wenn Kunst als Kunst identifizierbar ist, dann wird sie dadurch schon wieder entschärft, weil Kunst ja alles darf und auch alles dürfen muss. Das gibt das Kunstwerk der Künstlichkeit preis und damit geht jegliche Sprengkraft verloren.
Wirklich politisch anecken kann man da effektiv nur mehr, indem man sich in einer Ambivalenz aus Kunst und aufrichtiger Entrüstung und Anklage aufhält.
Sowas haben in unseren Breiten zuletzt Thomas Bernhard, Christoph Schlingensief und Georg Schramm geschafft.

Ai Weiweis Kunst bekommt ihre Sprengkraft natürlich vom Kontext seines Heimatlandes. Was jetzt in keiner Weise eine Abwertung sein soll, ganz im Gegenteil: Kunst ist ja immer schon die Auseinandersetzung mit Kontexten und Bedeutungen.

Stephan mit ph · 19.05.2011 23:38 · #

Ja aber man müsste sich ja fragen wieso einflussreiche Künstler wie etwa Lars von Trier ihre Bühne dazu nutzen missverständliche bis dümmliche Kommentare zu Hitler abzulassen anstatt anderes zu tun.

Außerdem beobachte ich schon die dezidiert unpolitische Haltung vieler junger Künstler. Es ist einfach nicht schick eine Meinung zu haben. Bzw. würden viele ihre Auftraggeber verlieren. Soweit ich weiß sind die größten Abnehmer der frisch von Angewandte usw abgegangenen Jungkünstler innenstädtische Anwaltsbüros und ähnliche Einrichtungen …

Die “aufrichtige” Entrüstung lässt sich allgemein schwer beweisen. Ich denke auch das man außerhalb materialistischer Kritik schnell beim Moralisieren ist. Bernhard konnte da ja noch eine gewisse Ambivalenz aus Zynismus und Moral vorweisen während Schlingensief schon sehr moralisch war. Ich denke der leisere Weg ist effizienter und der Sache gerechter. Allerdings auch weniger gewinnträchtig; sprich: die Leute die mir dazu einfallen sind lange nicht so bekannt wie Bernhard und Konsorten.

St.Max · 20.05.2011 08:28 · #

Ich würde Bernhard und Schlingensief auch definitiv nicht in einem Atemzug nennen, höchstens lassen sich Berührungsflächen ausmachen und dass auch nur beim Aktionsprojekt Ausländer Raus und der Verarbeitung der Lungenkrankheit -wobei es fraglich ist ob die Ähnlichkeit der thematischen Substanz genügt, um Filationen herzustellen.

Sonst fallen mir noch ein: Josef Winkler, Elfriede Jelinek, die man in diese Sparte vom Brückenschlag zwischen Politik und Kunst einbeziehen könnte, wobei Jelinek und Schlingensief schon deutlich mehr gemein haben ( cut up Techniken, Montage…und einen sehr moralischen Unterton:).

Aber deutlich schwieriger gestaltet es sich eine zeitgenössische Prominenz in der bildenden Kunst mit politischer Essenz zu finden…da wüsste ich so spontan niemanden(?)

Ana · 20.05.2011 12:47 · #

Was ist so schlimm am Moralisieren? Ist nicht das genau das Problem? Dass sich viele Künstler gar nicht mehr soweit exponieren wollen, politisch Stellung zu beziehen, weil dann sofort von irgendwo her der Vorwurf des Moralisierens bzw. des Polemisierens kommt.

Stephan mit ph · 25.05.2011 09:15 · #

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