Frage: Sie haben nach der Festnahme eine Protestaktion mitinitiiert. […] Der Rest des Kunstbetriebs wirkt auffällig still.
Buergel: Ich glaube, daß die meisten froh sind, Ai Weiwei los zu sein.
Frage: Warum?
Buergel: Ai Weiwei ist der Brückenschlag zwischen Kunst und Politik gelungen, im Grunde hat nur er das in den vergangenen Jahren geschafft, er hat da ein Monopol.
Frage: Ist die westliche Künstlerschaft neidisch auf seinen Erfolg?
Buergel: Nicht direkt, es gibt aber ein unglaubliches Ressentiment. Die jungen Künstler im Westen produzieren nichts anderes als Fußnoten zur Kunstgeschichte, und dann taucht ein Künstler aus China auf, der an alles anders herangeht und 98 Prozent der KUnstwelt sehr, sehr alt aussehen lässt. […] Es ist etwas Tieferes, Fieseres [als Neid].
(Quelle: Der Spiegel Nr.19/2011)
Man könnte darüber nachdenken, das Kunst zwar im Auge des Betrachters liegt, dass aber Kunst die sowohl Moralisten als auch Zyniker vom Platz vertreibt eine kritische Pointe hat, die dann zwangsweise aufs Politische gehen muss. Die Ambitionslosigkeit der Kunst resultiert nicht nur an der Ausrichtung am Tauschverhältnis, sondern auch am desinteressierten Habitus des politisch wenig bedrohten Individuums.