Es heißt er sei einer der gefährlichsten Züge im europäischen Mittelosten. Das man stets überfallen wird und so. Es kursieren allerhand Geschichten über den 1119er von Wien West nach Bukarest. Aber das einzig kriminelle an der Zugfahrt nach Belgrad ist wohl das schleppende dahinkarriolen auf den fern von allen Eu-Standarts gehaltenen Gleisen. Das hat die Fahrt erheblich verlangsamt, naturgemäß.
Wie wir um halb sieben Uhr morgens in die Stadt eintuckern, zittert das Licht auf den Eisschollen über der Donau, so als ob es frieren würde. Die Kälte war so enorm, dass sie sich selbst in der Dunkelheit nicht verstecken konnte. Wir wissen genau was uns erwartet. Die Stadt stand nicht sonderlich im Kitsch, wie man es sonst ganz im Stil der Vorweihnachtszeit gewöhnt ist. Weihnachten ist nicht so wichtig. Zumindest punktuell nicht so wichtig. Man interessiert sich onehin mehr für das geben und nehmen einschlägiger Ländereien (Stichwort Kosovofrage) als für irgendwelche Versöhnungsszenarien in Pfefferkuchenhausromantik. So a la: Du kriegst den ersten, ich den zweiten Stock und wir sind zufrieden. Aber auf einmal will das Du lieber ich, sprich oben sein und ein wir gibts dann plötzlich nicht mehr, sondern nur noch die anderen.
Der Kataster liegt unter den Verhandlungsräumen in einem Achtzigerjahrebau, sperriger Stil mit viel Holzverkleidung und Glastüren. Das Vorhaben der Leute, die hier rein und rausgehen, lässt sich leicht durschauen. Alles was sie wollen ist ein letztes Stück vom aufgewärmten Braten. Nicht zum Essen, zum verkaufen. So ist das gedacht. Man gallopieret auf Trojanischen Pferdchen über die Grenze.