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nie wieder schule

von am 23.05.2005 16:15, Rubrik philosophisches-politisches

Falco hat’s schon in den 80ern gewusst, Schule macht krank – in Sachsen hat eine gruppe radikaler schulverweigerer ein bisserl länger gebraucht … ja, ja, lieber herr studienrat, das leben in der tat ist auch mit eurem zeugnis hart!


zum glück habe ich die matura! warum? damit ich nicht mehr zur schule muss – aus de.indymedia.com, aufgegabelt in einem Zeit-Weblog.

“Willkommen im Knast!”

Heute Morgen haben Radikal-SchulkrikerInnen in Dresden an insgesamt 8 Schulen die SchÃüerInnen zum Unterricht mit dem Motto “Willkommen im Knast!” begrüßt und dafür teilweise den Unterricht geschwänzt.

Hintergrund der Aktion war die Selbstbestimmung beschneidende und Freiheit beraubende Ordnung des sächsischen bzw. deutschen Schulsystems, die bewusst auf (Lern-)Zwang und Befehlausführung ausgerichtet ist. Es besteht eine repressive Kontinuität im deutschen Schulsystem seit dem Kaiserreich, die durch die Schulpflicht aufrechterhalten wird. Schon damals wurde behauptet, die Schulpflicht sei ein Schutz und eine Chance für Kinder. In Wirklichkeit bestand Schule aus Drill und Schlägen. Auch wenn das heute nicht mehr Realität ist, so gibt es doch ziemlich auffällige Parallelen von Staatsschule und Teilzeitknast. Die Anwesenheitspflicht macht SchülerInnen zu Gefangenen von zugeordneten Staatsdienern, die sich die Untergeordneten nicht einmal ausgesucht haben. Und innerhalb der Kontrollbereiche wird durch pedantisch zu erfüllende Zentralpläne und aufrechtzuerhaltende Ordnungen ein psychischer Druck aufgebaut, der den Beteiligten (sowohl SchülerInnen als auch LehrerInnen) eine Motivation für das Funktionieren als Rädchen im System gibt. Doch diese Motivation kommt nicht von den Individuen selbst und dient nicht den Menschen selbst, sondern es wird gepaukt, um gut dazustehen im Bild anderer. So tun dies LehrerInnen für Eltern und Schulleitung, SchülerInnen für LehrerInnen und Eltern usw.. Dass damit (zwar schleichend) ein Autoritäts- und Pflichtbewusstsein entsteht, das den kapitalistischen Verhältnissen angemessen ist, ergibt sich von selbst.

Der deutsche Staat zwingt tagtäglich ca. 15 Millionen Menschen nur aufgrund ihres Alters dazu, sich dem Zwang und psychischen Druck eines veralteten und auf Kapitalismus normierten Schulsystems unter zuordneten. Dabei ist schon aus lernpsychologischer Sicht der Anspruch der Staatsschule, ungleiche Menschen mit gleichen Methoden in nach äußeren Scheinbarkeiten selektierten Räumen und Klassen auf ein gleiches (Bildungs-)Niveau zu bringen, völlig absurd. Dazu kommt, dass die Aufrechterhaltung der Schulpflicht einen Menschenrechtsbruch darstellt (siehe Art. 3, 11, 12, 13, 19, 20, 23, 24, 26(3), 27 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte).

Die von den AktivistInnen begrüßten SchülerInnen nahmen die Aktion mit gemischten Gefühlen auf. Es gab eine ziemlich breite Palette von Reaktionen.

(Die Indymedia nicht wiedergibt. A.d.R.)

Auf den Flugblättern war auch noch folgender Text zu lesen:

„Noch rechtzeitig vorm Klingeln im Klassenzimmer angekommen? Na bloß gut, da kann ja das Lernen losgehen. Ab heute werden die Tage wieder in 45min-Takte zerhackt, wird uns unter Kontrolle Wissen eingeflößt – der Lehrer sagt jetzt, wo es lang geht, was wir zu tun haben und wie wir uns zu verhalten haben; es wird gepaukt, um gut dazustehen oder um nicht ganz runter zufallen… Halt! – Und das alles wird Lernen genannt?!
Lernen ist weit mehr als in Fächer und Alter unterteiltes Streben mit dem Ziel nach guter Bewertung. Mal abgesehen davon, dass schulische Erziehung für wenig Bildung sorgt, zerstört sie sogar Lernmotivation durch andauernden psychischen Druck. Dafür schafft sie das Bewusstsein, nach Befehlen von Vorgesetzten Dinge zu tun, die gar nicht dem eigenen Willen entsprechen. Und mit diesem „Spiel“ zwingt der Staat ungleiche Menschen und hievt künstlich auf ein „gleiches“ Niveau, anstatt ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren individuellen Lernweg zu finden und damit auch den Raum zur freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu geben. Das Lernen, das wir meinen, kann nicht erzwungen werden. Eine Lernmotivation ist bei jedem Menschen vorhanden (Erinnere dich an ein kleines Kind, das wissen will, warum ein Flugzeug fliegt…). Es ist ein ganzheitlicher, selbst bestimmter Prozess, der offene Räume braucht. Räume ohne Massenhaltung und Armee ähnliche Stundenklingel. Räume der Kommunikation und der Bildungsquellen. Es reicht nicht mehr, für ein Umdenken im Bereich Schule zu werben, weil die Leiden der Beteiligten und die Ungerechtigkeiten unter dem (noch) bestehenden Schulsystem weiter gehen (würden). Es ist Zeit für ein Ende des Teilzeitgefängnisses Staatsschule.“

http://www.schulverbesserer.de.vu


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