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biedermann und die brandstifter

von am 23.05.2009 11:33, Rubrik Politik

die SVP und Durnwalder warnten jüngst wehement vor scharfmachern die spannungen zwischen den sprachgruppen in südtirol provozieren und für sich nutzen — Wenn weiterhin so gezündelt wird, dann passiert etwas (O-ton Durnwalder).

adressiert war die mahnung klarerweise an die rechts-außen parteien und patriotisch motivierten bewegungen — aber dabei gibt es vor allem in den reihen der Jungen Generation (der jugendorganisation der SVP) und im dunstkreis von deren vorsitzenden Philipp Achammer eklatante überschneidungen mit dem volkstümelnden sumpf. während das bekenntnis zu volkstum und volkstumspolitik sogar offen in den statuten und in der wahlwerbung der JG kundgetan wird, so sind verstrickungen einzelner funktionäre zu vermächtnis.at einem “patriotischen projekt” voller pathos, chauvinismus und (negativer, gefährlicher) zündkraft — nicht ganz so offensichtlich, aber doch vorhanden.

aerosol.cc deckt auf.


volkstumspolitik ist seit den jüngsten wahlen das neue steckenpferd der reorganisierten SVP. besonders die Junge Generation versuchte das bereits stark von rechten parteien wie den freiheitlichen und von patritotischen regungen um Sven Knoll und Eva Klotz besetzte thema für sich zu nutzen — wohl wissend dass ein rechtsruck bevorstand. der rechtsruck konnte nicht verhindert werden, und offensichtlich scheint sich sogar in der christlich-sozial orientierten sammelpartei so manches nach rechts zu verlagern. während die “alten herren” im landtag also vor “zündlern und volkstümlern” warnen, gärt parteiintern das schützennahe “Forum Heimat” und besonders die Junge Generation um Philipp Achammer bedient sich eines zweifelhalften vokabulars offenbar um junge, verblendete erstwähler mit schwarzen bomberjacken und “EIN TIROL” pickerl am frisierten scooter dazu zu bewegen doch lieber SVP und nicht die Freiheitlichen, die Union oder Süd-Tiroler-Freiheit zu wählen.

das 2006 von einer anonymen gruppe ins leben gerufene projekt vermächtnis.at hat sich für volkstümelnde kreise als besonders gutes propagandamittel erwiesen. zu pathostriefenden drittklassigen gedichten mit nationalem inhalt gibt es eine CD mit ebenso pathostriefenden nationalen liedern mit rockunterbau dazu und als draufgabe eine tirolerflagge mit adler (dem echten tiroler adler, nicht dem “künstlichen” adler der autonomen provinz). weder der internetauftritt noch das bei “der athesia buchhandlung” und dem schützenbund erhältliche buch hat ein impressum — ein klarer verstoß gegen österreichisches und italienisches presserecht — und ein peinlicher versuch vermächtnis.at die aura eines fast metaphysischen ausdrucks des breit geteilten volkseigenen patriotismus zu geben.

trotzdem kommt man verhältnismäßig leicht drauf, wer hinter dem projekt steckt — ein kurze internetrecherche ergibt, dass die domain vermächtnis.at von der werbeagentur Effekt! Ohg des Gerhard Pernter mit sitz in Neumarkt für einen gewissen Stefan Kröll aus Stams in Tirol eingetragen wurde, dessen telephonkontakt aber mit der telephonnummer von Effekt! Ohg übereinstimmt.

Naturgemäß ist Gerhard Perntner bei den Schützen — mit Jürgen Rella. Jürgen Rella ist ebenfalls Neumarkter und aerosol.cc lesern bereits bekannt (übrigens nicht nur aerosol lesern ). Rella versprach, sich “für eine aktive volkstumspolitk” einzusetzen. offenbar ohne zu wissen wie schwer das wort duch den deutschen nationalsozialismus vorbelastet ist.

So vermischt sich also die “aktive volkstumspolitik” der JG mit rechtsaußen pathos der vermächtnis-volkstümler. wie eine faust aufs auge passt da Durnwalders aussage, er müsse „Besorgt […] zusehen, wie den Jugendlichen vorgegaukelt wird, dass wir einfach [per Referendum] zur Selbstbestimmung gelangen könnten. Hier werden Hoffnungen geschürt, die mehr als utopisch sind”. trotzdem verabschiedet die landesregierung “versehentlich” ein papier in dem die ein-tirol bumser der 1960’er jahre als freiheitskämpfer bezeichnet werden.

needless to say werden auf vermächtnis.at (naturgemäß auch im buch) Klotz, Amplatz und konsorten durchwegs als freiheitskämpfer bezeichnet. und einen utopischen aufruf gibt es auch.

momentan fährt die SVP einen zick-zack-kurs. die “alten herren” (sic!) wehren den anfängen (sic! sic!), während die jugend mit feuerzeugen und zündern spielt… hoffentlich brennt da die wohnung nicht tatsächlich ab.


Kommentare

Super! Aspettavo da tempo questo post. Bravo Richard. Sei un canale d’informazione molto importante.

Valentin[o] · 23.05.2009 19:00 · #

mah, piú che canale d’informazione la definirei sguardo da lontano, un commento — in fondo non ho scoperto gran ché, sono tutti fatti noti, ma messi in relazione.

intanto accetto volentieri il “super”, e aspetto la reazione del vertice della JG (nel caso leggono il mio blog, che non penso) :)

r. · 24.05.2009 10:40 · #

Müssen die nicht ohnehin den Laden wegen Geldmangels bald dicht machen?

St.Max · 25.05.2009 11:36 · #

und schon wieder volkstumspolitik

<—- zitat aus dem Interview auf stol.it —->

STOL: Sie wollen die Themenführerschaft wieder zurück. In welchen Bereichen?
Achammer: Neben der Volkstumspolitik werden die Bereiche Arbeit, Familie und Soziales und die Wirtschaft immer wichtiger. Aber auch der zentralen Frage, wohin sich Südtirol entwickeln soll, müssen wir uns verstärkt annehmen.
<—- zitat ende —->

r. · 26.05.2009 21:06 · #

Witzig dazu:
Bergsdorf, Wolfgang: Politik und Sprache, München 1978.
besonders Kapitel 4: “Wörter sind wie Arsen”.

Das hat zwar gänzlich andere Dimensionen, aber es sind doch oft die Kleinigkeiten die verbindend wirken. ;)

St.Max · 27.05.2009 11:16 · #

Die Fähigkeit zu allem, was dem andern verübelt wird, und die unanfechtbare Selbstverständlichkeit einer doppelten moralischen Buchhaltung – solcher Wesenszug könnte vielleicht die sonderbarste Erscheinung erklären helfen, die das klinische Bild dieses Staatslebens aufweist: des deutschnationalen Hangs unserer Sozaildemokratie, ihrer Zuneigung zu jenem folkloristisch interessanten Typus, der weder im Weltkrieg noch später die Welt dahinbringen konnte, an seinem wesen zu genesen.

KKraus · 27.05.2009 15:35 · #

http://diesuedtirolerwoche.wordpress.com/2009/06/01/selbstbestimmung-nein/

DSW · 01.06.2009 14:50 · #

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