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Farben der Stadt

von am 11.04.2008 20:42, Rubrik Wien

Ich möchte vorrausschicken, dass ich hier in keinster weise wertend bin, wenns um happiges geht.


Dann tragen sie auf einmal alle Römersandalen, federn durch die Strassen, ganz elastisch mit gelber Bierdose und klemmen sich ein Magazin unter die Schulter. Ihre Hände fallen gelockert in die Taschen oder baumeln lässig aus den Armen. Die Tage werden länger, die Röcker etwas kürzer. Auftakt der Burggartensaison. Ein bisschen sandig riecht es im Freien und aus dem Gully dampft wässrig der Kotgeruch. Aus den Flüssen der Stadt.

Solange das Fleisch noch frisch ist, lässt sichs gut damit grillen. Und essen und so. Am besten an der frischen Luft, gut gewürzt, dazu ein heißer Dip. Da tunkt man gerne seine Kost hinein. Und jeder greift und wirft sich in die Schale. Mancheiner will schon sein Becken wohlgeformt im Freibad recken. Holt auch schon das Badetuch aus dem Schrank – dort wo sich sperrig Sommersachen stapeln – und legt es hübsch gefalten auf das Bett. Städter sind halt ungeduldig, nervös. Da muss immer alles schnell gehen und leuchten wie Strom, damit alle gucken. So ist die Stadt geladen. Von dem was es auf dem Land zu wenig gibt, ist hier zuviel. Und dann wird eben manches weggeworfen. Heute bitte die Winterkonfektion. Der Himmel hat wieder Farbe und Farbe wollen auch die Leute haben. Wenn sie gestreckt auf ihren Tüchern nebeneinander ein wenig Wiese bedecken und ihren Körper in der Sonne blößen. Nirgends Gewölk, überall Gevölk. Dösen tun sie durch die Wärme den ganzen Nachmittag, bis die Dämmerung, rot auf ihren Gesichtern juckt. Dann brennt eine kleine Fläche Tag noch auf ihrer Haut. Nacht wird kommen, sie kalt stellen.

Noch ballt der Hunger ein kleines Rudel Arbeiter um eine Würstelbude in der späten Sonne. Bier wird getrunken, ein Großes und zügig, damit es frisch bleibt, wenn es durch den Rachen sickert. Ähnlich wie Gold ist es, das Helle. Als kleine Sonne im Glas, dümpelt es dahin. Für die Arbeiter ist der Himmel immer blau. Das ganze Jahr hindurch blau, mit schwerem Schuhwerk um ihre dicken Fesseln, stapeln sie Sachen in der Sonne. Bis die Hitze einen schlägt. Dann sinken sie wackelig zu Boden, landen gestreckt mit kahler Brust, auf dem Spanntuch der Sanitäter. Die Leute kommen, gaffen blöd. Sehen nur weiße Kittel, wirres Gemeng.

Und den Rest, der noch stehen kann, den tragen die Beine zu ihrer letzten Karft. Für ein Seufzen im roten Licht der Stadt. Wo Neonlichter sich um eine possierte Röhre Freude winden. Da darf auch er ein freies Plätzchen decken. Bezahlt von etwas Grünem.

Zwei Lichter hat die Stadt. Blaulicht und Rotlicht. Heute dreht mal kurz der Dopplereffekt an den langen Frequenzen…


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