Auf meinem Weg begegnete ich einem Beduinen auf seinem Kamel. Er fixierte mich mit seinem verunsichernd grauen Augen und ich konnte sehen wie der Griff um seine Flinte sich verstärkte. Wo ich herkomme, fragte er mit kaum interessierter Stimme. Das sei nicht wichtig, sagte ich, wichtig ist nur, wo ich hingehe. “… und auch das ist nicht von Bedeutung”, vervollständigte er. “Du sprichst gut”, sagte der Bedu und neigte dabei leicht seinen Kopf. Ein Zeichen großer Anerkennung. “Ich hatte gute Lehrer”, anwortete ich lakonisch und fühlte mich weise. Doch diese Weisheit war gestohlen, stumpf nachgesprochen, und ich wusste es und schämte mich. Er blieb stoisch ob meiner Unhöflichkeit und überhörte sie. Einige Minuten sahen wir uns an, dann wandte sich mein Blick gen Horizont. Er folgte ihm. “Wohin willst du?” Seine Stimme klang nun interessierter. “Ich gehe in die Wüste.” Ich fühlte, wie er mich musterte. “Man geht nicht in die Wüste, man durchquert sie.” Seine Augen ruhten prüfend auf mir. “Ich gehe in die Wüste”, bekräftigte ich. Ich hatte verstanden, er hatte verstanden. Nach wenigen Augenblicken nickte er. “Gott mit dir”, sagte er und fuhr fort, indem er mit seinem Arm eine weit ausholende Geste vollführte, “wer in die Wüste geht, geht allein. In die Wüste geht man, um zu denken oder um zu sterben.” Dann ritt er fort.
“Oder beides”, sprach ich leise zu mir selbst und war mir sicher, er wüsste, dass ich das sagte. “Oder beides…”