So steht sie da. Die ganze Menschenschar. Und ist eigentlich erst im Kommen. Breitet sich auf dem Rasen aus. Der ist zwar künstlich angelegt, aber das ist natürlich besser. Trocknet eben nicht so schnell aus das ganze, wenn nur recht gezüchtet.
Ein bescheiden Quadrat ist dieser Rasen. Da haben immer nur wenige Platz. Eine kleine feine Elite, als Mitte gebildet um einen Kreis, entkorkt sie häppchenweise Sekt. Prost die Promotion! Und es sind alle, die immer mehr werden, (da), alle auf dem Rasen. Und die lieben Eltern, in schwarz und weiß, Bleistiftrock auf den Schenkeln der Gattin beflügelt die Fliege ihres Mannes, geht ihm an den Kragen…Doch beide sind sie stolz auf ihren Sproß, den Sproß auf unserm Rasen. Der steht in der Mitte, gut gekleidet ist er, in Tweed und allerhand Spizten dazu. Alles ist in seiner Hand, vor allem das Diplom, voll Hohn. Aber heut darf er das mal zeigen. Und streckt es jedem vor: MCL, ganz originell. So steht es da. Auf einem Blatt Papier – Hurra! Und alle fragen wie es denn nun war? Wie hat er sie nur gaschafft, die Prüfung? “Na ja, war ja alles voll easy” meint (d)er, legt die Stirne hoch, gezwungen in Falten. Als ordentlicher Student – der im übrigen – wie er sagt- alle Leiden dieses Daseins kennt – hat er sich brav – schlicht akkurat, an Stundenplan und Skriptum gehalten “..Is doch alles wohl gestalten”. Der Leitfaden, ganz simpel gedruckt für jene, die es auch können, das Lesen. Und schließlich ist es das, worum es geht :” …kann durchaus schon manchmal schwierig sein. Nicht zu unterschätzen. Mit dieser ganzen Reform und so…” Sagt er ganz kühl daher, ungehalten, dennoch reserviert .Schwarz blau, schwarz rot – er wählt immer grün. “Schließlich hat ein jeder sowas wie Verantwortung, Und die andren. Glauben alle sie hätten keine Wahl! Glauben sie hätten…” Er schwingt mit dem Arm, kreisend zeichnet er Ringe beschwingt in die Luft, schneidet Löcher in sie hinein, Große Reden von den Laureati, die Menge nickt bedächtig-still dazu: “Oh ja, nicht wahr! Mhmm. Sehr wohl.“Resonanzbewusst im Innern. Da ist was los. Ne Menge.
Der stuiosus wankt, berauscht von vielem Reden, das Gläschen in der Hand. Links von ihm tummelt sich sein Jahrgang, frühe Lese, rasch gekeltert, obwohl nicht vollends ausgereift. Schon fleht was Halbstarkes in Leinen gehüllt: Es ist der Nachwuchs. Er hat dicke Dreads, blond geflochten auf dem Kopf, die Hose gehüftet, rutscht ihm aufs Steiß. Seht nur her was der alles weiß! Die Mädchen rollen mit den Augen, wissen nicht wohin mit ihrem Blick.Ich sags euch: Immer schön nach vorn, die Damen! Wo auch immer vorn sein mag. “Ihr findet schon euren Weg.“So die Sager der Ethno- Mami im dunkelgrünen Samt umspannt. Vier Hände hat die Frau, die moderne. Eine für den Sekt, gesüßt mit etwas Saft (gibt Kraft), nippt sie an dem schmalen, fettig-fingrigen Hals. Die andere schiebt Wagen mit Kind. Alles voll im Griff. Die dritte hat ihr Auge auf einen geworfen und die vierte, mit der tätschelt sie halbs blind den Kopf von ihrem Kind. Imponieren tut ihr dieser eine Kerl. Lange Haare, bartig im braunen Sportsakko. Der (heimliche) Loser, der in Jeans daher kommt, wenn alle den Dresscode: elegant, status imposant erwünschen. So macht er uns den Rebell. Hauptsache speckig, hauptsache anders. Richtig wichtig. Alles schon erlebt, vieles schon gehört. So gibt er sich der Herr, etwas quirrlig ist er schon und ein wenig Fett vorm Rumpf hat er auch. Jetzt wo er bald auf die Vierzig zu geht, Belächeln tut er spöttisch erfahren den Dandy, den juvenilen Teilzeit-Flaneur, Der, der sich in die Mitte drängt. In kantigem Nu Age Gehabe. Überall hat er Ecken, nirgendwo was zu verbergen.
Von links nach rechts gehen die Generationen, Von Neuem ins Alte.. Ein schönes Bild. Gerahmt von den Arkaden. Sie feiern alle höfisch, die Mitte auf dem Rasen. Darüber die Sonne sich erötend hinter der Erde versteckt. “Wie haben wir es herrlich weit gebracht!”* Hand in Hand durchs Abendland.
(*Faust I, Wagner irgendwann…..keine Ahnung. )
