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fast nackt (aber eben nicht so ganz)

von am 04.02.2008 12:25, Rubrik Suedtirol


die welt ist ein dorf und jedes dorf ist eine kleine welt – ganz frei nach “die ontogenese ist die rekapitulation der philogenese [im kleinen]” opposition gegen marken, marketing und pr kommt nach südtirol – in einem hochglanz-PR-format.

inSÜDTIROL berichtet in der ausgabe 04/08 exclusiv über rund 15 “versuchskanienchen” (ja!), welche ethisch korrekt nach dem vorbild und muster Leo Hickman’s bestseller buch leben.
freilich nur eine begrenzte zeit, aber immerhin, sie stellen sich dem “mattscheibenbesessenen, tifekühlverköstigten, durgestylten (…) homo consumens” entgegen! im text heißt es übrigens weniger kämpferisch “… auf den spuren [Hickman’s] wandeln”, das detail sei aber nur am rande gegeben.

abgesehen von der etwas sonderbar-verschrobenen sprache passt diese grün-alternativ-soziale-no_logo-öko-birkenstock-besser_leben-ja,natürlich! geschichte perfekt ins – von redaktionellen beiträgen nur so strotzende inSÜDTIROL! grandios der titel: “Jenseits vom Kommerz”1. chapeaux! Alex Zingerle, der autor dieses journalistischen höhepunkts, zeigt schon in der überschrift beißende (vielleicht unfreiwillige?) ironie. ist Zingerle gar selber so ein subversiver konsumgegner, der aus überzeugung für ein hochglanzmagazin schreibt – nach der sun-tsu technik “kenne deinen feind”? fragen die unbeantwortet bleiben, es ist ja kein gonzo-stück. deshalb treffen wir vorerst frau Annemarie Ortner aus Niederdorf (im Vinschgau), die sich aus überzeugung der übermäßigen kommerzialisierung entzieht und den lesern von inSÜDTIROL erklärt lieber im M-Preis (bring it on, I can handle that!) und in (nicht genannten – bzw noch nicht genannten!) bioläden einzukaufen (aus einer bildunterschrift zu einem wirklich lieben photo, auf dem “Paul vom Bartlmaierhof in St. Georgen _” unserer anti-konsumheldind einen sack “erdäpfel” verkauft, erfahren wir aber schließlich auch da eine nützliche shopping-adresse). eine weitere versuchshäsin ist _Annelies Brugger. kleidung ist bei ihr aus überzeugung aus zweiter hand (für überkommerzialisierte leser zur erklärung – man kennt das unter dem begriff vintage), die kost großteils biologisch, vollwertig und fleischlos (die beschreibung passt auch auf einen vollkorn-bagel der bagel-station )

ich könnte eigentlich hier schließen, und mich an der herrlichen meta-ebene erfreuen: eine PR-story um eine aktion des KVW zu bewerben, die darauf abzielt jetzt weniger werbung und kommerzialisiserungsdruck zu schaffen, in einem medium geschaltet, das ausschließlich dazu dient die wirtschaft anzukurbeln, in dem es naturgemäß von werbung nur so wimmelt… selbst im text der dazu anregt weniger auf marken und kommerzialisierung geht – aber nein, es kommt noch besser ;-) read on, folks!

recht crud zwischen den text geschaltet ist eine interviewbox mit Sieghard Gostner (bekannt aus zahlreichen fortbildungsveranstaltungen wie Yoga mit Sieghard – unter Sport, Gesundheit und Körpererfahrung, besonderes highlight “Yoga e tedesco”) , dem projektleiter, und eine halbseitige anzeige für Pompadour-Tee mit den italienischen skidamen wandelnden anzeigetafeln u.a. für Pocket Coffee, Torggler, Uvex, Fila, Audi, Daikine, Carrera… , soviel zum “sich den werbebotschaften multinationaler konzerne entziehen”.

tatsächlich hat der alternative und ethisch korrekte lebensstil irgendwo auch irgendwie was mit markt, vermarkt und umsatzsteigerung zu tun. das gesteht sich frau Brugger über umwege sogar ein – denn sie gibt deutlich mehr für die thisch korrekten lebens- und reinigungsmittel aus, geht jedoch damit sparsamer um. vielleicht öfter heilfasten? etwas zusammenhangslos noch ein schmankerl in zitatform (Brugger): Am Projekt ‘fast nackt’ hat die pusterer familie teilgenommen um beosonders gut informiert zu sein, vor allem auch über die Zusammenhänge der globalen wirtschaft und die Machenschaften der großen Konzerne. zeitung lesen, anyone?

auch ganz prominent gesetzt ist übrigens eine anzeige box mit kostbaren literaturhinweisen und infos mit link zum online-bücherstore der Athesia (auf den ich nicht verlinke!)

anschließend an den artikel gibt es übrigens gleich die stylINg tips von inSÜDTIROL – u.a. mit den neuesten jeanstrends ;-) adidas macht jetzt auch jeans. soll ich mir die kaufen, oder doch dem druck der internationalen markenkonzerne standhalten?

1) Sollte der titel eigentlich nicht korrekt “Jenseits von Kommerz” lauten… vom wegen der genitivs, “vierter fall” und dem dativ und so ;-)


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