Madrid. Eine Stadt, die es gerne laut hat. Und das in aller Gemuetlichkeit. Mal lockt die volkstuemelnde Tapas-Bar, eingefasst in bunt bemalten Azulejas, das barrio de los genios, dessen piazza – wie koennte es auch anderssein – den Namen Santa Ana traegt und viele Passanten mit ihren flockig federnden Gang, als wuerde es sich suedlich auf der Erde leichter gehen, froehlich einherwippend zu ein paar Flamencobaessen, die in stumpfen Akkorden an Fassaden abprallen.
Hier wird Tourist – wie ueberall – mit den Kontrageangeboten der Reiseindustrie bestens versorgt, angefangen bei obgenannten Etablissements wo das Reisejungtier seinen Master abprostet, selbstverstaendlich in ueppiger Entourage, sein leichtes Leben im schweren Rioja eintunkend, die Paella daneben, die Haare hochgesteckt, ebenso die Ziele….
Und da sind dann noch selbstredend die Museen – El Prado -, Picassos Guernica, das Kloster der blossfuessigen Schwestern und der Palazo Real, um Kulturelles zu kitten, das man sich daheim nicht antut oder nicht antun will. Man urlaubt halt ein wenig von seiner Bildungstraegheit, laesst sich was ueber letzteres Prunkhaus erzaehlen und blickt ein in seinen dumpf belaeuchteten Stradivardiraum, der wie man es namentlich schon vermutet ein paar huebsch verzierte Exponate, des beruehmten Geigenbauers hortet. Schwer zu sagen ob sie noch bespielt werden, aber eher nicht anzunehemen. Und wenn, dann nur von speziellen Virtuosen zum Amusement des spanischen Koenigshauses, deren Abkoemmlinge immer irgendwie Felipe oder Carlos heissen. Also nichts fuer den profanen Lauschapparat der Normalsterblichen , die aber kronloyal wie sie sich hierzulande geben, stets am Laken der Thronfolger interesseiert sind… Obwohl das Schlafgemach und eigentlich auch das barocke Rundherum in all seiner Schwerfaelligkeit einen eher abspenstigt.
Was frueher Palaeste waren, sind heute eben Villen und bis auf ein paar Aenderungen an Saum und Kragen, ist die Mode nahezu gleich geblieben, weil Geld und Macht nun einmal nie aus der Mode kommen.
Und weil sich das alles thematisch so schoen mit dem royalen Schnickschnack deckt, kann man sich getrost die Plaza Mayor zu Gemuete fueren, architektonisch ein in Renaissancestil gehaltener Fleck, aber mit leicht barockem Fresko auf dem westlichen Haeuserblock. Verleiht der Stadt Ausdruck und macht auch ordentlich Eindruck. Wie so mancher Madrilene, den man am liebsten mit nach Hause nehmen moechte, wuerde man nicht im tuerlosen Wohnzimmer seiner Freundin hausieren. Andererseits ist Madrid eine der lautesten Staedte – wenn nicht die lauteste Stadt Europas und so koennte man quasi unbemerkt seinen Trieben froenen und das Gestoehne und Gelabe synchron mit dem Auspuff von irgendwelchen Autos timen. Fuer Kliterarisches bleibt dann aber doch nicht soviel Zeit wie anfangs erwartet. Was auch nicht allzu schlimm ist, rede ich mir mal ein.
Hinter dem Cervantes Denkamal hebt sich ein Obelisk aus der Erde auf dessen Kapitell gekruemmte Statuen eine Weltkugel schultern. Sie faellt in wenig ins Gewicht, wie auch der Dichterfuerst es fuer die Nachwelt tut.
Sonntags promniert sichs am bestem durch den Parque del Buen Retiro, der gruenen Lunge Madrids, wo man von dem abgasigen Treiben der Innenstadt pausieren kann und einigen Ukrainerinnen, die schnapserbrobt zu oestlichen Klaengen tanzen, lauschen. Total ausgelassen und entspannt das Rudel. Mit einem Hahn im Korb, der knebelbaertig einige Oktaven in die schmucke Runde traellert.
So hat der Urlaub angefangen und so wird er beendet. Bleibt eine leise Erinnerung von der Lauten.