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smart but pretentious

von am 13.01.2008 10:56, Rubrik Suedtirol


hände rauf wer nicht schon immer mal geglaubt hat, ein buch das es im handel gibt hätte man selber viel, viel besser geschrieben. es melde sich wer aus ganz vielen versatzstücken bekannter philosophen seine eigene erklärung (oder gar antwort) für die frage warum es das universum und all das andere gibt, gefunden hat. es mache einen schritt nach vorne wer sich ganz selbstverständlich als (unverkanntes) genie fühlt, das – irgendwann – entdeckt wird (und im stillen denkt: welt, dann sei gefasst auf mich!) es gebe laut, wer The Portrait of the Artist as a Young Man von J.J. gelesen hat…

sind wir nicht alle ein bisserl das baby tuckoo das die provinz hinter sich gelassen hat, gott, vaterland und familienidylle den rücken gekehrt haben will (aber dennnoch immer wieder mal nach hause fährt – nur weil es sich gut anfühlt wieder mal ein großer fisch im gewohnten karpfenteich zu sein anstatt einer sardine im weltmeer), das höchste ansprüche an sich setzt und hohe ziele anstrebt (aber tatsächlich nie beginnt ernsthaft darauf hinzuarbeiten, denn der plan ist eigentlich das projekt, genauso wie der weg eigentlich das ziel ist). suchen wir nicht einen freund wie Lynch der uns zuprostet und uns immer wohlwollend kommentiert, einen für unsere zwecke idealen freund der stolz erzählt, damals, als schuljunge am land der einzige gewesen zu sein bei der mutprobe getrockneten kuhdung gegessen zu haben! und der wohl zig jahre danach an der uni immer noch nicht davor zurückschreckt satt bullshit zu schlucken den man ihm zuwirft.
ein literaturkritiker nennt Stephen Daedalus ein arrogant prig, ein arrogantes arschloch, einen ewigen besserwisser, einen sich selber überschätzenden pedanten – eine figur, die bis man sie durchschaut, tatsächlich eine sehr positive ist. so mancher kann sich mit Stephen identifizieren, erkennt sich wieder als der, der über allen anderen steht (wie damals, als der deutschlehrer die aufsätze vor der klasse gelobt und vorgelesen hat). ein perfider trixer, ist Joyce, denn der heranwachsende Daedalus ist eigentlich niemand dem man ernsthaft ähnlich sehen möchte, geschweige denn, in dem man sich selbst wiedererkennen möchte. so allgemein und breit, so unschuldig, so positiv und so nahe einem das kind Stephen Daedalus wächst, umso mehr wird der fast vollständig entwickelte student Daedalus eigentlich zu jemandem den man meidet, oder den man gar hinter vorgehaltener hand auslacht. denn man hat es bereits quasi im urin: der hochtrabende student wird es nicht weit bringen, er wird in die welt hinausfliegen, aber hart mit versengten flügeln in der provinz landen.
ein Stephen Daedalus ist jemand der The Portrait of the Artist as a Young Man gelesen, aber nicht wirklich verstanden hat. und wahrscheinlich lacht Joyce immer noch in seinem grab über ihn oder sie 1 ;-)

1) weil Joyce Daedalus eigentlich schon in Ulysses enttarnt hat (wo wir ihn als vorstadt-lehrer wieder treffen, der bei seinen alten freunden damit angibt mit seiner kunst genug geld zu machen, tatsächlich aber sein lehrergehalt durchbringt)


Kommentare

Irgendwann! Irgendwann, wenn mein höllisch geniales Kunst-/Literatur-/Film-Projekt fertig und von aller Welt vergöttert ist, werde ich gnädigerweise sagen, dass dieser Artikel sehr gut ist und mich inspiriert hat. Dann darfst du auch was von meinem Ruhm abhaben. Ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffen werde… irgendwann…

Stephan · 17.01.2008 18:23 · #

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