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Sven Knoll, ein gnom hinter den sieben bergen

von am 28.10.2008 12:04, Rubrik Politik

die wahl ist geschlagen, zurück bleiben blaue flecken — die freiheitlichen sind die großen wahlsieger (jetzt offiziell die zweitstärkste kraft im land), die SVP hat sich gerade mal so über die volle länge gebracht und hängt wie ein alternder boxer in den seilen der eigenen ecke im politring. die päriferie — also die hintersten täler, die bauern, die kleinen pensionsbesitzer und handwerker — hat das edelweiss hängen gelassen. in den städten hingegen haben die “walschen” die deutsche ethnische sammelpartei für sich entdeckt und haben den PD des äußerst uncharismatischen Tommasini mit zwei prozentpunkten defizit auf das ebenso angeschlagene berlusconilager (PDL) der blonden Biancofiore im regen stehen lassen. verändert hat die wahl aber trotzdem nicht viel… aber eine tendenz bestätigt. es ist eng, der horizont begrenzt und muffig in den tälern zwischen den bergen südtirols.


während der wahlsieg der freiheitlichen eigentlich nicht weiter überraschend war —man denke an die bemühten versuche des SVP kampflattes Dolomiten das in den letzten wahlkampftagen noch peinlich stimmung gegen die Freiheitlichen zu machen und die nazikeule zu schwingen und die Freiheitlichen sogar mit der NPD verglich, und die weltoffenen qualitäten der SVP herausstrich (“dokumentiert hier im blog”) — trifft mich das schlechte abschneiden der grünen fast schon persönlich. als gründungs- und redaktionsmitglied der grandios gescheiterten interethnischen studentenzeitschrift Il Ponte / Die Brücke hat mir der kommentar von Sven Knoll besonders schwer auf den magen geschlagen: das schlechte abschneiden des sogenannten “interethnischen” lagers und der postethnischen, zweisprachigen parteien sei unter anderem auch eine klare absage an die zweisprachige schule. ich sehe darin auch eine weitreichendere absage an ein südtirol in dem die zwei sprachgruppen friedlich miteinander leben.
wer weiß, ob der wahlsieg der Freiheitlichen wirklich nur damit begründet ist, dass das populistische kalkül und ein auf anti-svp wahlkampf und anti-ausländer wahlkamfp (ausländer sind eben das neue feindbild, nachdem man sich an die italiener gewöhnt hat) in krisenzeiten, in zeiten der veränderung und in zeiten der relativen unzufriedenheit mit dem system SVP eben aufgegangen ist, wie ein editorial in der italienischen zeitung Alto Adige postuliert. ob diese analyse nun auch wirklich passt kann man nicht so genau sagen. ich sehe andere gründe, wie zum beispiel ein genereller rechtsruck, ein salonfähig werden von gewissen ideen die sich bis vor kurzem nur einschlägige zwielichtige akademiker und unterbelichtete revisionisten in einer dunklen ecke am stammtisch im wirtshaus nach dem vierten bier verstohlen zugeraunzt haben, die es eben auch ermöglichen vorher unwählbare (weil undemokratische) parteien zu wählen. so ist es wohl auch gekommen, dass Sven Knoll seiner ziehmutter Eva Klotz satte 2.000 stimmen abziehen konnte. statt sich zu beschweren gratuliert Klotz ihrem zögling, und sieht in ihm den politischen erben der ihren kampf weiterführen wird. ich fürchte sie täuscht sich. im gegensatz zu Knoll ist Klotz eine zutiefst demokratische person. ich habe mich quasi mit ihr in Wien nach einem vortrag der sh zu den bombenjahre-filmen vom Christoph Franceschini fröhlich betrunken. angeschäkert, aber ehrlich hat sie erklärt sie würde sich einer demokratischen volksabstimmung die eventuell gegen ihren vorschlag zu einer rückkehr zum “verlorenen vaterland österreich” ausgeht, beugen. chapeau. ich bin mir nicht sicher ob Sven Knoll ebenso diese demokratische grunghaltung hat. ich kenne ihn ja nur aus einem notorisch martialischen youtube video. vielleicht aber gerade wegen seiner vermeintlich aufrechten und strammen gesinnung und dem warmhalten von anti-italienischen und anderen resentiments und das gezielte ansprechen von jugendlichen wird Sven Knoll gewählt. aber Knoll ist gefährlich. er ist ein gnom, der böses will aber nichts gutes schafft. oder aus seiner sicht vielleicht umgekehrt. er ist erfolgreich, weil er ein gnom ist, und bekanntlich herrschen gnome über das land hinter den sieben bergen. wo es eng ist, die sonne früh untergeht, der horizont begrenzt und die ideen muffig und abgestanden. da wählt man jemanden wie Sven Knoll. da wählt man eine partei wie die Freiheitlichen, die verspricht alle das ausländerproblem zu regeln. aber zum glück hat in diesem land eine wahl keine wirkliche aussagekraft. denn wie das Durnwalder, der SVP landeshauptmann sehr schlüssig erklärt hat: ein wahlsieg, beziehungsweise der erhalt der absoluten mehrheit wird nicht in stimmen gemessen oder festgemacht. was zählt sind die eroberten sitze. und da hat man mit 48% stimmen immer noch die absolute mehrheit. so läuft das, im land der gnome hinter den sieben bergen.


Kommentare

…aufgrund eine youtube-videos die demokratische Gesinnung eine Menschen zu beurteilen hat ja beinahe schon Bild-Zeitungsniveau…

Tom Leitner · 31.10.2008 12:56 · #

vielleicht, wenn es denn irgendein youtube video wäre, ich spreche von diesem berühmt berüchtigen video mit dem titel freiheit für südtirol, das vor pathos nur so trieft. da kriegt man ja gänsehaut, vor allem wenn man die schlussansprache hört, und die haarsträubende konbination von halbwahrheiten, musik und bildern...

… es möge sich jeder seine eigene meinung bilden. dieser mensch sitzt jetzt im landtag —-

r. · 31.10.2008 14:11 · #

Ich finde es absurd, aufgrund diesem BEHRÜHMT BERÜCHTIGTEN Video Sven Knoll als antidemokratischen Menschen darzustellen. Wo genau in dem Video glaubst du den Beweis zu finden, Sven Konll würde eine demokratische Volksabstimmung nicht akzeptieren?
Zudem traue ich Frau Klotz genug Intelligenz zu, ihren Nachfolger mit Bedacht auszuwählen, der ihre politische Arbeit in ihrem Sinne weiterführen wird.

Dagmar Kofler · 14.11.2008 11:16 · #

Ich glaube ja, dass Sven Knoll in Frau Klotz gewisse Mutterinstinkte weckt und sie deshalb so manches mal beide Augen zudrückt… jedenfalls mag sich Knoll seit dem Video ja weiterentwickelt haben, aber das tatsächlich “berühmt berüchtigte” Video bleibt und prägt das Bild das die Welt von ihm hat (und vielleicht ist dieses Video auch der Beweggrund hinter so mancher Stimme für die S-T-F).

Aber ich finde es toll, dass Parteigenossen für Knoll in die Bresche springen ;-) Vielleicht mag er ja selber zu dem Video Stellung nehmen?

richard · 14.11.2008 17:40 · #

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