Adventfreud(en).
von Tamara am 08.12.2008 15:46, Rubrik Leben
was passiert nach zu viel Germanistik?
6. Dezember. Wir essen fröhlich unsere phallischen Schokoladennikoläuse auf, maßen uns prometheisch an, über deren Leben und Tod zu entscheiden, verzehren sie von Kopf bis Fuß. Wie Isolde reißen wir dem Fröhlichkeit verheißenden Hündlein Petitcriu in Form des Nikolauses das Glöckchen herunter, wollen nicht glücklich sein, verfluchen die Weihnachtszeit als eine kulturell konstruierte Maßnahme. Die wahre Antipathie dagegen rührt allerdings genau von der unbewussten Urangst vor dem 6. Dezember hin, an dem wir uns anmaßen, die Nikoläuse zunächst symbolisch ihres Kopfes zu berauben, was klarerweise einer Kastration gleichkommt. Nicht nur blenden wir sie durch das Abbeißen der Augen auf oedipale Weise, wir entziehen ihnen sogar den Verstand durch das Herunterbrechen des gesamten Kopfes. Als nächstes wird der restliche Körper des Lustobjekts verzehrt, wobei man wiederum phallische oder anale Tendenzen feststellen kann, je nachdem, ob die Vorder- oder Rückseite zuerst gebrochen wird. Dabei wird meist auch der mit dem Körper verwachsene (Geschenks)Sack mitgegessen, wodurch es dem Nikolaus unmöglich gemacht wird, durch die Abgabenabgabe der Nachwelt etwas von sich zu überlassen, sich also zu reproduzieren. Zuletzt kann man durch den Wa(h)rencharakter des Produkts noch eventuelle Fetische feststellen, wenn beispielsweise die Füße der Figur mit besonderer Vorsicht genossen werden. Bedenken wir die Freudianische Komponente des Nikolausverzehrs und freuen wir uns auf Ostern…