Als noch vor einigen Jahrzehnten unsere Eltern, und mancher heute Mittzwanziger Großeltern gegen die verknöcherten Strukturen vor 68 ins Feld zogen, wallenden Thalaren die Sirne boten und ob der rebellischen Ekstase den einen oder anderen Kateder zu Brennholz zerkleinerten, konnte man feierlich behaupten, sperrige Autoritäten gewissermaßen enttront zu haben.
Das war die Zeit, die heute in Geschichtsbüchern so quai als Stunde Null in punkto Bildung, verzeichnet wird, die Zeit, von der Opi auch mal gerne in Superlativen spricht während er verkläreten Blickes die Wasserpfeife vom Dachboden hervorholt und die Oma auch mal die ganz die besonderen Plätzchen bäckt. Ja, damals, wo im Bildungsdunstkreis der Germanisten, Goethe und Stifter als Unwort galten und das Linkssein der Studiosi keine Mode war, weil halt gerade en vogue, sondern vielmehr Programm – ein sine qua non gegen verkrustete Institutionen – da durfte man sich noch ungeschützt Akademiker nennen. Ein Wort, das seiner Zeit noch den Klang der Revolte, den Gegenwartssinn, das Bewusstsein des Jetzt und Hier in sich hatte und dessen Sinn heute inflationär in den Keller rast.
Studieren heute, das hat Bedeutung, zweifelsohne, wenn auch vakant – egal hat halt Rang, hat Namen, Prestige. Und das schleißlich ist es worauf es ankommt. Das ist der fette Bonus im Lebenslauf, dem üppigen Konvolut aus Biographischem, garniert von zweistelligen Zahlen an Praktika und dem geflügelten Wort der “Auslandsaufenthalte” wennauch nur für zwei Wochen hauptsache ich war da! Oh ja! Und wenn ich gefragt werde, was ich über Georgien denke, zitier ich was hübsches aus dem “Kapital”, hab ja schleißlich Marx gelesen, nachts im trüben Lichte meiner Sparlampe – ein Souvenir von der letzten Demo übrigens mit dem Schattenriss von Che Guevara drauf – die begrenzte Edition versteht sich. Ach ja, und für den Standart, für den hab ich auch schon geschrieben und lesen tu ich den sowieso jeden Tag, morgens mit einer Tasse free trade… Und die Uni?
Die Uni – ein verschultes System? Kein Problem! Wir sind ja die mit der Flexibilität, die Knetmasse der vermeintlich geköpften Obrigkeit, die jetzt kurzen (Bologna) Prozess mit uns macht. Für drei Jahre wird generös bezahlt, danach heißts entweder noch mal zwei drauf legen oder ablegen….immerhin ob so oder so, man gehört zu den Laureaten. Nur wer brauch schon einen halb ausgebildeten GeiWi mit Bakk-Abschluss? Also gut weitermachen….. aber warum dann bitte nicht wie bisher?