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wien bei nacht

von am 26.01.2008 10:44, Rubrik Politik

burschenschafterbälle, linksautonome und ein gipsbein – vom fest in der ovalhalle im MQ zur brennenden barrikade am ring


früher waren demos noch friedlich. es wurden universitätsgebäude umarmt, man überquerte stundenlang hauptdurchzugsstraßen um den verkehr zu blockieren oder man setzte sich vor einer polizeiabsperrung trotzig aufs gras des volksgartens (am besten neben das schild “keine liegewiese”!). oder man feierte auf gegenveranstaltungen um der welt zu zeigen, daß die guten einfach besser feiern können als die burschenschafter. aber offenbar ändern sich die zeiten und das demonstrantenethos verfällt. irgendwann ist irgendwo was schiefgegangen. die anführer, die demagogen, die palestinensertuchträger mit dem megaphon in der vordersten reihe scheinen sich nicht mehr an die grundsätzlichste regel des demonstrierens und “dagegenseins” zu entsinnen: das friedliche demonstrieren, die couragierte – aber gewaltlose opposition.

in der ovalhalle war die welt noch in ordnung. bingo-spiel zwecks fundraisings, soli-bar mit ausschließlich alkoholfreien getränken und grauenhaft verkochte veggie-pasta und gute stimmung. ganz viele polizeibusse vor dem museumsquartier und eine zivilstreife unauffällig hinter einer ecke geparkt. viele junge gesichter und punk-ettes mit h&m strumpfbänder und neonfarbenen haaren, bussigesellschaft auf linksextrem autonom rebellierend weil der freund wohl ein dead kennedys album hat. mehrere gesichter die ich kenne, bierzuprosten. dann, so gegen halb gehts los, der obligate zettel mit den nummern für den notfall. hektik, noch mal schnell pinkeln – dann über den maria-theresien platz, KHM und Naturhistorisches, Franz-Joseph I und Maria Theresia mit feldherren. die erste leuchtrakete, schwefelschwaden, böller. keine polizei. am heldenplatz auch nichts, aber die ersten blaulichter, hupende autos und rückstau am ring. vermummte schlagen auf motorhauben, taxilenker, deeskalation. jemand kotzt aufs trettoir. wir bleiben zurück, mit einem gipsbein will man nicht zwischen die fronten geraten. mehr leuchtraketen, nie wieder deutschland, burschenschafter … geschwür am after, usw usw. bierflasche gegen ein polizeiauto, motoraufheulen, blaulicht, uniformierte in voller demo-ausrüstung. hitlergruß im ballsaal, die korporierten am WKR-Ball lassen sich nicht lumpen. wir stehen zu weit weg, aber die ersten die schon wieder zurückfallen erzählen von zerborstenen scheiben. vielleicht flankt die polizei, wir schlendern durchs heldentor auf den ring zurück. nirgends polizei, als hätten die beamten nix dagegen, daß der ring blockiert wird, transennen auf die straßenbahn gezogen werden, die bim steht, eine parkbank, ein karton mit einem heuballen von irgendwoher. planung bis ins detail. erste flammen. rauchschwaden. die barrikade brennt. ein silbergrauer vw golf mit blaulicht kommt im gegenverkehr aus richtung belaria, wendet vor der barrikade, parkt, zwei zivilbeamte, die zweite parkbank wird angeschleppt, flammen schlagen höher – ein freund mit palestinensertuch und kapuze vermummt kommt rüber zu uns. will nicht in die zeitung oder ins fernsehen kommen. passanten im pelzmantel regen sich auf, daß die polizei das gesindel einfach so gewähren lässt, man müsse einschreiten. ich denke mir das dauert nicht mehr lange, wir würden gehen. und nicht vermummen, vermummte kommen auf die titelseite. man stimmt mir zu, ich habe schließlich mal bei einer zeitung geschrieben. entmummung. aufbruchsstimmung. kinder! kontraproduktiv. warum kein sitzstreik am ring? warum sachbeschädigung ohne grund und offenbar aus spaß an der freude? verbranntes plastik, müll, parkbänke, immer noch flammen und rauch. wir gehen.

von da an waren wir nicht mehr dabei – andere ließen sich von der unnötigen randalieren nicht abhalten

Nach einiger Zeit ging die Spontandemo zum Ring vor und errichtete Barrikaden. Nach kurzer Zeit brannten diese auch und blockierten so den Verkehr für einige Zeit. Es wurden Absperrgitter, Bänke und anderes Zeug auf die Fahrbahn getragen. Dann ging der Weg über den Ring weiter und die Mariahilferstraße rauf. Auf dem Weg musste noch die Bank Austria dran glauben und es wurden ständig neue Barrikaden errichtet.
Als der Starbucks entglast wurde kam es zu einer unschönen Szene. Als ein Mann aus dem daneben liegenden Lokal heraus kam und versuchte die Meute verbal an ihrem Vorhaben zu hindern, flog ein Stein in seine Richtung. Das war nicht nötig, das ist falsch!
Die Menschen zogen weiter Richtung Gumpendorferstraße und wollten noch die Burschenschaft Olympia besuchen. Auf dem Weg wurden noch fleißig Barrikaden errichtet und der Verkehr gestört.
Bis zur Olympia bin ich nicht mehr mitgekommen, vielleicht kann jemand diesen Atikel noch ergänzen.
Habe gerüchteweise von Festnahmen gehört, weiß jemand mehr?
(at.indymedia.org)

weiters: wien.orf.at chronik)


Kommentare

Offensichtlich kann selten eine Demo wirklich friedlich ausgehen. Aber das sollte nicht der Grund sein, Demos generell abzuschaffen. Vielleicht könnte man was an ihrer Organisation ändern, sprich Autonome fernhalten, indem man getrennnt von ihnen aufmarschiert, eine andere Route nimmt oder so.

Ja, schade um den Abend.

Ana · 27.01.2008 13:28 · #

Na toll, französische Zustände. Einfach mal den Frust an irgendwas auslassen, gewaltsame Revolution spielen. Muss man gar nicht mehr in Pariser Vororte zum Gewalttourismus fahren. Ziemlich traurige Vorstellung und ein Armutszeugnis für die sog. (Neue) Linke.

Stephan · 31.01.2008 14:05 · #

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