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Kopfzerbrechen

von am 07.08.2009 17:26, Rubrik

gleich Darmbruch


[…] Wenn man sich der Tagesfekalien entledigt und seine Gedärme fröhlich ausgeräumt hat von all dem drückenden Ballast, heißt das noch lange nicht dass man damit auch all die Scheiße aus seinem Kopf verbannt hat. Im Laufe eines Tages kann sich da einiges ansammeln, ganz zu schweigen von einer Woche oder gar einem Jahr. Der Kopf hat anders als der Darm einen bedeutend größeren Speicher, dafür reagiert er in Bezug auf Entsorgung etwas verzögert, um einiges langsamer als der gute Darm. Er speichert so gut wie alles, bedrücken tut ihn das meiste und am wenigsten gibt er davon preis. Der Schädel, der lahmt also und fast möchte man meinen sein schleichend brütender Rythmus, der Denkprozess wäre darauf ausgerichtet gehaltvolle Ergebnisse zu erzielen, aber was dabei herauskommt, ist im wesentlichen nicht anders als das Darm – und somit Abfallprodukt, also grob heruntergebrochen nichts als Scheiße. Das liegt daran, dass sich unser Kopf sein Arbeitsethos von unseren Automatismen abschaut. Denn das ist es nämlich was er am besten kann, nachäffen, tun was der andere so tut. Und weil die Automatismen diesbezüglich besonders bequem sind, kann man sich bereits denken, dass der Verdauungstrakt und generell die unteren Bereiche des Körpers für den Schädel höchst attraktiv sind und er nur noch auf und wie sie ausgerichtet ist. Nicht umsonst finden sich dort unten die meisten Nerven und laufen hübsch nebeneinander, in Reih und Glied zusammen, sehr praktisch und das alles am Arsch.

Und dieser Arsch geht mir grade nicht aus dem Kopf ich seh ihn direkt vor mir. Es ist ein Arsch den man im Fernsehen zeigt, der prompt zu diesem feierlichen Anlass zurecht geschminkt und enthaart wurde, man zeigt den Hintern wie er sich in einem Meer von anderen Hintern zu bewäheren sucht. Er hat zur Bedeckung der Scham, die eigentlich nur eine plumpe Ritze ist und bei den meisten noch zusätzlich durch Lächerlichkeit und Kotreste Gelächter erwirkt, ein pinkes straffes Nylonhöschen an. Ein pinkes straffes Nylonhöschen, das auf der ungesund gebräunten Haut einen Stilbruch hervorruft und die ganze, als Peepshow getarnte Einfalt als ziemlich verunfallt darstehen lässt. Der Hintern hat einfach keinen Geschmack. Ich versuche dem krampfhaft entgegenzuwirken und stelle mir das Pärchhen vor, das eben noch lang die Toilette besetzt hatte, aber es will nicht so recht klappen – der Schädel tut mir weh. Bestimmt hat der Wein in seiner schädlichen Wirkung jetzt auch meinen Kopf erreicht. Aber es liegt nicht am Wein allein. Ich kann mich nicht ablenken, weil mein Kopf sich zu sehr von dem Arsch der tänzelt, lenken lässt. In Gedanken gehe ich seinen Schritten nach, eine ganz einfältig-vulgäre Kombination aus vorwärts, rückwärts… e da capo. Darin erschöpft sich meine Mühe. Und das ist es was unser Kopf an diesen Automatismen liebt, dieses unbeschwert schön Lineare. Ach wohltuend-leichte Linearität des Denkes! Sie verschmäht jegliche Form der Komplexität, wird nur vor oder rückläufig betrieben und wenn was schief geht, dann schlägt das naturgemäß gleich aus der Art und muss deshalb weg und raus aus der Bahn, könnte ja die Strecke womöglich noch erweitern. Hier aber wird nur Einspurig gefahren, nie nebeneinander nur über einander drüber, wie beim dogmatisch korrekten Kopulieren.

Bei Glaubensfragen wende man sich aber bitte lieber an die Komakranke. Die weiß Rat in solchen Dingen. Sie ist der Seelsorger des sittlich geblieben Teiles der Gesellschaft, bei den Liebe noch durch den Magen geht. Ihr Vater scheint ein besonders Hungriger Kandidat unter den irren wie wirren Schäfelein, die sich von dem Hirten entfernet haben, die schwarzen, die kleinen. Er möchte ihren Stecker ausziehen und sie von ihren Leiden erlösen. Aber dabei ist sie gar nicht krank, sie liegt in einer Art Wachkoma. Ein gesunder Mensch ist sie auch nicht wirklich, selbst ihre Automatismen müssen künstlich etwas unterstützt werden. Und ohne Automatismen ist man ja praktisch schon tot […]


Kommentare

der skatologische Kongress dankt … und tanzt …

St.Max · 07.08.2009 18:51 · #

Ein bisschen stoffwechseln tut manchmal ganz gut :)

Ana · 08.08.2009 14:17 · #

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