Nun kann es sein, dass Sie vielleicht noch zu jung waren, um die letzte Regierungsbeteiligung der FPÖ bewusst mitzuerleben. Daraus sei Ihnen kein Vorwurf gemacht.
Was Ihnen aber als Journalist mit scharfer innenpolitischer Beobachtungsgabe nicht entgangen sein dürfte, ist der sich nach wie vor hinziehende schmerzliche Prozess der Aufarbeitung der letzten FPÖ-Regierungsbeteiligung. Dieser wird sich wohl noch einige Zeit hinziehen und sollte uns allen (auch Ihnen) zur Mahnung gereichen, das Wort “FPÖ-Regierungsbeteiligung” nicht leichtfertig auf der Zunge zu führen.
Für die Formulierung, Strache neige dazu, “schneller zu sprechen, als Herbert Kickl denken kann” sei Ihnen auf’s Herzlichste gedankt. Der ewiggestrige Schmäh mit dem “nationalen Sozialismus” und der vermeintlich antiliberalen Nähe zur SPÖ beißt allerdings zurück, lieber Herr Fleischhacker.
Damit führen Sie nämlich vor, wie beliebig dreh- und wendbar – Sie würden wahrscheinlich sagen: “wie österreichisch-großkoalitionär” – das Begrifflein “Liberalismus” längst ist. Zwar können Sie es sehr schön, je nach Bedarf, zur Diskreditierung von Rechtsaußen oder Mittelinks verwenden. Wenn Sie aber der Versuchung erliegen, beides in ein und demselben Satz zu machen, dann hat das Bedürfnis nach journalistischer brevitas Sie auf allzu dünnes Eis geführt.
Ich verbleibe
In Hoffnung auf baldige Besserung
Stephan Hofer