Herr Pichlbauer spricht sich klar und deutlich für die Einführung eines Bonus-Malus-Systems aus. Erscheint ein Patient etwa zu seinen Vorsorgeuntersuchungen, wird er mit beispielsweise 50 € belohnt. Wird ihm verordnet bis zur nächsten Untersuchung mit dem Rauchen aufzuhören und er erreicht dieses Ziel nicht, dann würde der Selbstbehalt erhöht oder es gäbe keinen Bonus.
Für Pichlbauer hätte das einen angenehemen, sozialen Nebeneffekt:
Mit so einer Maßnahme erreicht man zudem gut die niederen sozialen Schichten, wo laut Statistiken ein schlechteres Gesundheitsbewusstsein herrscht. Hier könnten sich die Leute über gesunde Lebensweise quasi ein Zusatzeinkommen schaffen.
Auf die Frage wie denn Politiker auf diese Vorschläge reagieren würden, meint Pichlbauer:
Den meisten ist das viel zu heikel. Weil ja sofort die Totschlagargumente kommen, dass damit Kranke bestraft werden und Ärzte sich hier nicht einspannen lassen wollen. In Wahrheit ist diese Haltung extrem bevormundend, weil sie Patienten ja gar nicht zutrauen, dass sie selbst Co-Produzenten ihrer Gesundheit werden.
Nachdem wir jetzt also wissen, dass Patienten selbst die “Co-Produzenten” ihrer Gesundheit werden können und das ganz ohne Bevormundung — es reicht den Anweisungen des Arztes genau zu folgen — stellt sich die Frage wie mit den PatientInnen verfahren werden soll, die an ihrem schlechten Gesundheitszustand nicht (allein) selbst schuld sind.
Was, wenn jemand etwa aufgrund einer Stoffwechselerkrankung übergewichtig ist?
Pichlbauer: Ausnahmen müssen natürlich im Programm genau beschrieben sein.
profil: Man wird also nicht für seine schwachen Gene bestraft?
Pichlbauer: Doch. Da würde ich keine generellen Ausnahmen machen. Denn wer schwache Gene hat, hat halt Pech gehabt und muss eben eine höhere Selbstdisziplin an den Tag legen. Sicher ist das ungerecht, manche müssen sich eben mehr, manche weniger anstrengen um das gleiche zu erreichen. Ausreden auf die Gene würde ich nicht erlauben.
Der Herr Dr. Pichlbauer hat mit einer weiteren Autorin übrigens auch ein Buch geschrieben, “Gesunde Zukunft. Österreichs Gesundheitsversorgung Neu”. Ob die Inhalte dieses Werkes wirklich so neu sind? Die des Interviews sind es ja schrecklicher Weise nicht.