Fast schon ad absurdum
von Ana Ilic am 03.07.2007 02:20, Rubrik
Also ich möchte wirklich nur ein paar Worte über Mehrsprachigkeit und Integrationsträgheit verlieren:
Wer eine zweisprachige Schule für seine Kinder fordert, sollte diese auch angeboten bekommen. Es ist jedem selbst überlassen, ob er/sie sich entscheidet die Entwicklung seiner Kinder zu hemmen oder anzukurbeln. Erwiesen ist, dass Kinder, die zweisprachig aufwachsen früher selbstständig arbeiten können und (ach wie schrecklich) einen Synapsenbonus von Mutter Natur spendiert kriegen. Diesen Bonus sucht man entlang des Alpenhauptkamms vergeblich.
Ich selbst bin im Alter von 0-5 zweisprachig, dann ab dem 6. Lebensjahr 3-4 sprachig aufgewachsen. Mit 15 habe ich mir eine fünfte Sprache angeeignet und lerne momentan mit 22 meine sechste. Diesen Sprachmarathon ziehe ich bis kurz vor der Verwesung durch….
Hiermit möchte ich mich nicht selbst beweihräuchern oder exponieren, denn aufzeigen, dass ich – und das kann ich mittels Selbststest beurkunden – noch nie (mit der kursiven Betonung auf nie) jemals einen Vokabularmangel im Deutschen hatte (wobei das Deutsche meine Adoptivmuttersprache ist) nur weil ich als kleines Individuum mit mehren Sprachen zugleich Kontakt hatte (uuuhh wie verwegen von mir). Meine Liebe zum teutonischen “Zungenschlag” (oh welch geistreiche Anspielung…) geht sogar so weit, dass ich ihn mir zum Leben gemacht habe und Germanistik im Hauptfach studiere, alles natürlich kombiniert mit regelmäßigen Seitensprüngen in die Romanistik und Slavistik….. bin halt etwas panerotisch.
Geschliffen formuliert ich bin eine serbische Deutsche mit welschem Charakter, frankophilen Neigungen und angelsächsischen Trieben. Und als solche verstehe ich mich als eine Minderheit in Südtirol, wo ich übrigens aufgewachsen bin. Aber anstatt mich verfassungskonform zu schätzen, stand eines Morgens im Auftrag der Heimat und Denkmalpflege der werte Herr Pfarrer vor unsrer Haustüre und fragte mit besorgniserregender Miene wann er denn die Töchter (meine Schwester und mich) in den katholischen Glauben unsereins ist nämlich christlich orthodox umtaufen soll. Wir waren wie gelähmt, denn es war ja nicht so dass wir irgendwie jemals von der Marktgemeinde Kaltern (dem Nazibrutkasten des 21. Jahrhunderts) in irgendeiner Form kund getan hätten, wir bräuchten eine orthodoxe Kirche zum beten. Also frage ich wer hier wen verarscht und am chronischen Realitätsverlust leidet, wenn es um Integration geht. Wird dann selbiger Pfaffe oder besser die von der Sitte vor der Türstehen und die, um mit eienm Michaelschen Terminus zu hantieren, farbigen Zuzügler fragen, wann sie denn zum Hautaufbleichen ins Bozner Krankenhaus kommen? Ja ok, Religion ist nicht mit Hautfarbe gleichzusetzen, aber beide Komponenten sind mit einem Recht verbunden und dieses kann man in den Menschenrechten nachlesen. Ich für meinen Teil habe mich soziopolitisch angepasst auch wenns schwer war, vor allem schwer eine Liebe zu einem Land zu entwickeln, das mir permanent und mit kruden z.T. verletztenden (und das nicht nur verbalen) Mitteln und Methoden gezeigt hat wo an welcher Stelle ich im Ordo des hl. Landes Tirols stehe. Und das obwohl meine Eltern der akademischen Schicht angehören und nicht in die Klasse Asylbewerber gehören. Punktum.
Zudem war ich 14 jahre lang, das einzige Kind in der Klasse, dass einen slavisch-ausländischen Namen hatte (damit habe ich vielen italienischstämmigen Kindern den culo, jawohl den culo z.Deutsch den Arsch pariert) wogegen die anderen meist den selben trugen, was ich hier unkommentiert stehen lasse….
Intoleranz ist zwar ein Delikt, das aber leider nicht strafrechtlich verfolgt werden kann, so es sich nicht tätlich verselbstständigt. Und nicht Ignaoranz ist der Grund der Integrationsträgheit der Südtiroler, sondern notorisches Interesse an dem Andersein der Anderen.
Schade, dass man selbst so uninteressant ist, dass man nur mit dem Aufpolieren ewiggestriger Status(quo)symbole auf Identitätssuche ist. So wird man sich nie finden und nie begreifen:
ES IST NICHT ALLES GOLD WAS GLÄNZT
Kommentare
“Michaelschen Terminus zu hantieren, farbigen Zuzügler” Der heilige Erzengel Michael? Wann hat der denn solche Terme verwendet?
— nunja · 03.07.2007 04:42 · #
Ist das wirklich alles was Du zu sagen hast? Schade!
Und im übrigen ein Eigentor: gewollte oder ungewollte Anspielung auf die Eiserne Garde aka Die Legion des Erzengels Michael…?
Und zum vorerst letzten: Eine kontemplative Lektüre erleichtert das Verständnis. Terminus bezieht sich nur auf Zuzügler nicht auf “farbige”. Ein Fehler im System…
Weckt bestimmt ein paar Schlüsselreize bei Dir
— Ana · 03.07.2007 06:36 · #
Schon komisch, dass “nunja” quasi vom selben Rechner an der Uni Trient kommentiert, wie ein gewisser andrer Herr der sich bereits verabschiedet hatte ;-)
— davus · 03.07.2007 07:26 · #
kann ich alles gut nachvollziehen, liebe ana, aber ich frag mich, warum du liebe zu einem (diesem) land entwickeln musstest, wolltest, durftest…
ich z.b. bin seit geburt deutsch-südtirolerisch-katholisch sozialisiert und käme nie in versuchung liebe für südtirol (oder irgendein anderes geographisches gebiet) zu empfinden. :-)
und davus, wir wollen hier ja niemanden verdächtigen! ;-)
— christine anna · 03.07.2007 14:34 · #
Nun ja aka “nunja”:
- “Und im übrigen ein Eigentor: gewollte oder ungewollte Anspielung auf die Eiserne Garde aka Die Legion des Erzengels Michael…?”
Antwort_ „Immer wieder schön wenn mit dem Faschismus billig argumentiert wird.“ [Variation nach Davus]
- „Hiermit möchte ich mich nicht selbst beweihräuchern oder exponieren, denn aufzeigen, dass ich – und das kann ich mittels Selbststest beurkunden – noch nie (mit der kursiven Betonung auf nie) jemals einen Vokabularmangel im Deutschen hatte“
Antwort_ „und, bei aller Liebe: Erfahrung lassen wir mal außen vor“ [Zitat Davus]
Davis hat ja bereits alles gesagt, was zu sagen ist. Nur: seine Prinzipien richten sich nach der Windrichtung und sind nun einmal ideologisch vorbelastet…
M
— D · 04.07.2007 04:39 · #
1. Wer lesen kann…
2. Hier im Blog heiße ich Davus, nicht Davis
3. unter dem Titel steht der Autor der Artikels, nämlich “ana”
4. ana ≠davus
5. Es gibt Blogs mit mehreren Autoren...
— davus · 04.07.2007 05:22 · #
Zitierst Du meine Sätze, weil sie Dir so gut gefallen?
Und weißt Du auch, dass ich (Ana) und Davus (David) nicht dieselbe Person sind?
Ja, das ist bestimmt alles ein wenig schwer zu begreifen. Aber nicht verzweifeln, ich erleichter Dir das Verständnis: Ich Ausländer. Davus Anreiner. Als Ausländer hat Davus keine Erfahrung, lässt diese also aussen vor. Soll ich das noch diagrammatisch für Dich aufmalen oder klappts auch autonom?
Und apropos Faschismus: Wer sprach da gleich von Hitler?
Vabbé
@Christine Anna: Du hast vielleicht Recht, dass Liebe nicht das richtige Wort ist, weil fast schon pathologischen Einschlags und so. Trotzdem hegt man immer den Wunsch in der Umgebung wo man lebt, sich wohl zu fühlen (ich zumindest). Und ja, tatsächlich habe ich eine verquere Affinität Südtirol gegenüber, da dort viele meiner Freunde wohnen, die kein rechtslastiges Gedankengut ihr eigen nennen. Ich fahre immernoch gerne dorthin (wennauch nur für eine paar Tage) und….ich mag das Licht dort. :)
— Ana · 04.07.2007 05:32 · #
ich bevorzuge das licht an der Côte d'Azur… ;-) und zähle mich zu den freunden anas die sogar in opposition zu rechtslastigem gedankengut stehen und trotzdem in südtirol wohnen (bzw gewohnt haben). In anderen worten: es setzt immer und verlässlich fremdschämen ein wenn ich mit gewissen südtirolern zu tun habe…
— r. · 04.07.2007 06:15 · #
“ana ≠davus”
Wann habe ich das Gegenteil behauptet?
…grübel grübel und studier…
Bitte belegen!
Aber ich erklär euch das ja gerne, wenn ihr das nicht versteht:
1. Aussagen aus Anas Beitrag zitiert
2. mit Davus’ typischen Antworten kombiniert
3. Gefragt, weshalb diese Antworten nicht von Davus selbst kommen.
4. zum Schluss gekommen: Davus’ Prinzipien sind ideologisch vorbelastet. Also wenn M mit Hitler argumentiert, wird das verurteilt, wenn Ana mit dem Faschismus daherkommt, toleriert. Wenn M aus Erfahrung spricht, wird das verurteilt, wenn Ana das tut, toleriert… usw. usf.
— D · 04.07.2007 08:50 · #
Langsam wirds schleppend. Aber bitte, dann versuch ichs eben nochmal klar zu machen: Ich werde nicht toleriert, im Gegenteil. Und das habe ich versucht im obigen Beitrag kund zu tun. Ipse scripsit.
Dass ich dabei nur empirisch vorgehen kann, liegt doch auf der Hand. Und wenn Du irgendwelche Versatzstücke aus Davids vorangegangenen Beitägen mit meinen gegenwärtig aktuellen kombinierst, tust Du sowas wie Meinungsverzerrung. Ja genau, so wie das die Rechten machen, nur mit Geschichte. Klingelts?
Wenns um den Faschismus geht, habe ich nicht argumentiert, sondern persifliert. Muss ich Dir jetzt noch den lexikalischen Unterschied zwischen einem Argument und einer Persiflage (hier in leichter Form)ausbreiten oder schafftst Du das selbst, hm * grübel, grübel *. Und bei ideologischer Vorbelastung wäre ich an Deiner Stelle sehr sehr vorsichtig. Waffeldünnes Eis!
Im übrigen solltest Du Dich nicht als Satzcollagist versuchen, überlass das lieber den Experten
Finis operis
— Ana · 04.07.2007 09:32 · #
Dazu kann ich nur noch eines sagen: ganz schön überheblich. Meine Aussagen scheinst du aber nicht verstanden zu haben… oder nicht verstehen zu wollen -> das kann man dann Meinungsverzerrung nennen. “Rechts = Geschichtsfälschung” ist auch ein ganz tolles Naturgesetz, gratuliere! Fragt sich nur, von wem du die tollen Pauschalisierungen so hast…
— D · 04.07.2007 10:30 · #
Von Dir – Euch…
catch the drift?
— Ana · 04.07.2007 10:33 · #
“Dir” – Wann, wo, wie?
“Euch” – Wann, wo, wie?
Zu welchem Kollektiv zählst du mich und aus welchen (bitte vorurteilslosen) Gründen?
— D · 04.07.2007 10:43 · #
Lieber D,
da du dich ja nicht zu erkennen gibst, kann man dich ja nur aufgrund deiner recht spärlichen Aussagen bisher hier beurteilen.
Und mir persönlich einfach—mir nichts dir nichts—vorzuwerfen, meine Prinzipien seien wetterbedingt beeinflusst und nun einmal ideologisch vorbelastet ist nun mal nicht die feine englische Art. (pun intended)
Wenn hier jemand hochnäsig und überheblich vorbei stolziert, ich erinnere an Kommentar #9, dann bist das wohl zuerst du gewesen:
Aber ich erklär euch das ja gerne, wenn ihr das nicht versteht
Es gibt im Übrigen einen nicht unerheblichen Unterschied zwischen der gewollten (und expliziten!) subjektiven Bemerkung Anas zu ihrem Wortschatz und den plumpen Behauptungen in der vorhergehenden Diskussion, die Allgemeingültigkeit für sich in Anspruch namen (oder der Erzeuger jener Zeilen).
— davus · 04.07.2007 11:39 · #
Ich möchte das schnell zu Ende bringen. Mag sein, dass meine Anspielungen polemisch wirken… das ist meist (nicht immer, will ich rein prophylaktisch anmerken) disussionsinhärent. Ok.
Aber sei Du bemüht nicht zu pauschalisieren, dann ist das lobenswert. Es gibt nämlich nicht nur schwarz und weiß, sondern auch Farben dazwischen. Das entnehme ich indirekt Deinem vorletzen Kommentar…
Jetzt musst Du (na, ja müssen, das ist immer so ein Ding) diese meine Gleichung nur auf andere Lebensbereiche projizieren und Du wirst verstehen, dass auch nicht alle Menschen und schon gar nicht die meisten, die einer anderen Ethnie angehören und ihr Leben im Ausland fristen von den Inländlern einen Kniefall ihrer Kultur gegenüber einfordern. (=Auslöser dieser längst ermüdenden Debatte, siehe dazu Davids Artikel, so ich mich nicht irre).
— Ana · 04.07.2007 12:14 · #
“Du wirst verstehen, dass auch nicht alle Menschen und schon gar nicht die meisten, die einer anderen Ethnie angehören und ihr Leben im Ausland fristen von den Inländlern einen Kniefall ihrer Kultur gegenüber einfordern.”
Das Problem liegt nur indirekt bei den Zuwanderern. Effektiv liegt es bei den Einheimischen, welche aus Pseudo-Toleranz gegenüber den Zuwanderern eine kulturelle Selbstenthauptung durchführen. Als “Ausländer” würde ich wahrscheinlich genauso handeln…
— f · 05.07.2007 01:08 · #
Als “Ausländer†würde ich wahrscheinlich genauso handeln…
Das verstehe ich jetzt nicht… Oder implizierst Du daß Ausländer tatsächlich eine “kulturelle Selbstenthauptung” der “Inländer” begrüßen?!? Ab und an war ich ja selber Ausländer und ich war glücklich wenn mich die jeweiligen “Einheimischen” wenigstens nicht als ihre Kultur gefährdenden Störfaktor empfunden haben und nicht gleich schon wieder rauswerfen wollten…
— r. · 05.07.2007 11:07 · #
“genauso handeln” bezieht sich eigentlich nicht auf die “kulturelle Selbstentahuptung”, meine Kritik bezieht sich nicht auf die Ausländer.
Ab und an ist jeder Ausländer!
— f · 05.07.2007 11:50 · #
nach meinem geschmack zu viele “bezieht sich nicht“… worauf bezieht es sich denn? jetzt hab’ ich wohl ganz den faden verloren, obwohl ich deinen ursprünglichen kommentar nochmal durchgelesen habe und diesen mit deiner stellungnahme oben verglichen habe. sorry, aber ich bin etwas perplex jetzt ;-
— r. · 05.07.2007 13:47 · #
Wäre es also eine probate Lösung integrativ einzuschüchtern, so á la: kompromislose Unterwerfung der Zugewanderten…?
Sehr unchristlich, sehr.
— Ana · 05.07.2007 15:45 · #