Pornos haben irgendwie etwas institutionell Katholisches. Und das geht meist schon bei den Drehbüchern los. Ja wirklich. Das Gerüst mutet einfach an und in dem Geiste sollen auch Jünger und Jüngerinnen sich mit den Insignien der Einfachheit behängen – sprich sich bis zur Blöße entblättern…
Zwar fällt das Skript im Vergleich zur heiligen Schrift zugegeben etwas wortkarg aus, aber seien wir mal ehrlich: In den letzten zweitausend Jahren hat sich Gott himself auch nicht unbedingt gesprächig, wenn nicht gänzlich maulfaul gezeigt. Und weil der brave Christenmensch dem Herrn sei Dank durch seine Taten sprechen will, liefern besagte Schmuddelfilmchen eine nicht zu unterstützende Plattform dafür.
Die Schauplätze sind vornehmlich generische Orte des Lasters (also irgends) und die Darsteller gefügig fromme Männlein und Weiblein, die ob der Verzückung demütigst auf die Knie fallen, sündige Körperbereiche säubern, sich mit Lack und Leder kasteien oder frei nach Cicciolina das Gemächt eines Tieres stimulieren. Alles sozusagen als letzte Salbung zu verstehen bevor man aufs Kreuz gelegt und ordentlich genagelt wird. Dann naht Erlösung, zwei Szenen und Peitschenhiebe später. Naturgemäß mittels stoischer Ausdauer. So wird es ertragen und so wird es uns verkündet, das Ende.
Hat fast schon eine unbeabsichtigt kathartische Wirkung so ein Porno. Zwei oder mehr Menschen wollen sich förmlich das Fleisch vom Leib ficken und tun dies so angestrengt, dass man als Zuschauer quasi in Mitleidenschaft gezogen wird. Ich zumindest. Ich find die meisten Pornos nämlich irgendwie mies. Aber vielleicht solln diese auf Mädels wie mich auch so wirken. So a la: Unzucht treiben kommt nicht gut. Das sei, so die Denke anstößig. Es ist nicht zuletzt die Kirche, die uns lehrt, der Körper, vornehmlich der meine sei pfui und Erreger von Hysterie und überspanntem Furor. Daher rührt auch der vorjahrundertige Beschneidungswahn innerhalb der katholischen Kirche. Onanie ist nun mal nichts für Frauen. Die solln g’scheiter penetriert werden. Und nein, so betont feministisch will ich’s ja eigentlich nicht haben, aber beim Anblick diverser (Be)Handlungen tun mir die Weiber darin echt Leid. Klar, erlaubt ist was beiden gefüllt, so heißt es zumindest, branchenintern, aber ist das nicht alles nur Auslegungssache. Denn was gefällt ist so mein ich das Geld. Und davon kriegen die silikonerprobten Brüste und Anabolikabizepse dem Vernehmen nach reichlich. Nicht zu vergessen sind die Darsteller Schauspieler und gemäß ihrer Zunft eben Gaukler. Man sieht Sachen, die nur scheinbar so sind wie sie sind. Ganz im Stil der Gewölbe, die man auf den Decken von Jesuiterkirchen vermeint. Mutet alles an echt zu sein, ist de facto aber nur draufgemalt. Wie die kosmetische Patina auf den Gesichtsausdrücken der Pornostars. Irgendwie so kommt mir vor drückt da die Kirche dem ganzen ihren per se getauften Stempel drauf. Da wird auch oft geheuchelt, vor allem wenns um happiges wie Nächstenliebe geht, ganz zu schweigen von sexuellen Präferenzen. Die lebt der Pfaffe an den fleischigen, barocken Engeln aus. Pures Transgender. Und man vergesse nicht das Gelabe am sterbenden Christus auf dem Kreuze, der in Winckelmannscher Ethik sein Leiden schluckt. So auch wir Hostie und predigt schlucken, versteht sich.
Aber egal wie ethisch, ästhetisch find ich beides – Kirche sowie Pornos nicht, besonders wenn durch Gewalt gefärbt. Wie auch immer: Es geißelt mir den Augenschein. Erotik und Religion, das wusste schon Roland Barthes ziehen häufig am selben Strang, haben fließende Grenzen so mein ich am Rande der Perversion.